Im städtischen Raum findet einerseits ein großer Energie- und Ressourcenverbrauch statt, andererseits bieten Städte auf Grund der Dichte auch ein großes Effizienzpotential. Dementsprechend sind die Verwaltungen bei der Entwicklung von Strategien zur effizienten Nutzung von Ressourcen und Anpassungsstrategien gefordert. Der Digitale Zwilling München unterstützt die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen für eine klimaneutrale, energie- und ressourceneffiziente Stadtentwicklung sowohl gesamtstädtisch als auch auf Quartiersebene. Er leistet damit einen Beitrag zur Erreichung des ambitionierten kommunalen Ziels einer Stadt im Gleichgewicht und Klimaneutralität 2035.
Energienutzungsplan München
Der Energienutzungsplan (ENP) ist ein informelles strategisches Planungsinstrument, das das gesamte Stadtgebiet der Landeshauptstadt München umfasst. Er formuliert räumliche Energieeffizienzziele für Energieerzeugung, -verteilung und -verbrauch. Durch die räumliche Verortung von Wärmebedarfen und erneuerbaren Energieversorgungsoptionen werden energetische Optimierungspotenziale im Stadtgebiet identifiziert. Die Ergebnisse des Energienutzungsplans werden in der Datenbank gespeichert, auf detaillierten Karten dargestellt und in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst, der gezielte Energieeffizienzmaßnahmen für das gesamte Stadtgebiet umfasst. Das Energienutzungsplansystem bildet eine Grundlage für weitere Planungsschritte, beispielsweise für integrierte Stadtentwicklungskonzepte, Bauleitplanung, Strukturkonzepte, Vorstudien und integrierte Quartierskonzepte sowie für das Sanierungsmanagement.
Integrierter Quartiersansatz
Nach der gesamtstädtischen Analyse wird basierend auf den Ergebnissen und Maßnahmenempfehlungen des Energienutzungsplans und der planungsrechtlichen Erfordernisse die Strategie des integrierten Quartiersansatzes für klimaneutrale und klimaresiliente Quartiere umgesetzt.
Integrierte Quartierskonzepte zeigen unter Beachtung städtebaulicher, denkmalpflegerischer, baukultureller, naturschutzfachlicher, wohnungswirtschaftlicher, demografischer und sozialer Aspekte die technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale, Optionen zum Einsatz erneuerbarer Energien in der Quartiersversorgung und Möglichkeiten für die Anpassung an den Klimawandel im Quartier auf. Mit der integrierten Bearbeitung der benannten fachlichen Aspekte können besonders im Quartier Synergieeffekte gehoben und Zielkonflikte minimiert werden.
Der im CUT-Projekt ausgewählte Anwendungsfall konzentriert sich auf die Konzeptionsphase von Quartieren. Zentral wird hierfür ein eigenes Werkzeug “Quartiersentwicklungstool” entwickelt, das von der ersten Einschätzung möglicher Quartiere bis hin zur Festlegung eines Quartiers sowie der zu bearbeitenden Themenfelder in Zukunft die Planerinnen und Planer unterstützen soll.
Aktuelle Herausforderungen bei der Planung
Um den Digitalen Zwilling München zu einem skalierbaren Werkzeug im integrierten Quartiersansatz zu entwickeln, müssen Kompetenzen für folgende Themenbereiche geschaffen werden:
- Informationsmanagement
Unter Informationsmanagement sind in erster Linie die Vielzahl unterschiedlicher Datentypen, -quellen und Systeme zu verstehen, die oftmals unabhängig voneinander entstanden sind und von verschiedenen Abteilungen gepflegt werden. Der Datenaustausch zwischen diesen Systemen ist zum Teil nicht oder nur mit hohem manuellem Aufwand möglich und erschwert somit die Nutzung relevanter Informationen. Zudem ermöglichen einige der derzeit eingesetzten Systeme keine Verarbeitung georeferenzierter Daten. - Visualisierung und Analyse
Um eine fundierte Entscheidung herbeizuführen, ist die integrierte Betrachtung verschiedenster Daten für eine Fragestellung erforderlich. Teilweise lassen sich Analysen nur mit speziellen Softwarekenntnissen und Expertenwissen durchführen, oder erfolgen mit vielen umständlichen Einzelanalysen, die sehr zeitintensiv sind. Die Zusammenführung der Analyseergebnisse und ihre Visualisierung in einer Nutzeroberfläche ist aktuell nicht möglich. - Zusammenarbeit und Transparenz
Für viele Arbeitsabläufe und Prozesse sind Zusammenarbeit und Transparenz von entscheidender Bedeutung. Die Präsentation von Arbeitsergebnissen ist derzeit nur über statische Karten möglich, was Abstimmung von Beteiligten und Stakeholdern, insbesondere bei dynamischen Entwicklungen erschwert.
Quartiersentwicklungstool für die integrierte Quartiersentwicklung
Das Quartiersentwicklungstool im Digitalen Zwilling München soll den Zugriff auf alle benötigten Informationen an einer Stelle ermöglichen. Das Webtool vermittelt durch die Visualisierung in Karten, Diagrammen, Dashboards, etc. die Inhalte verständlich und übersichtlich und unterstützt die Entscheidungsfindung durch integrierte Analysefunktionen. Im Beteiligungsprozess verschiedener Stakeholder können zielgruppenspezifische Informationen bedarfsgerecht vermittelt werden. Zudem sollen Export- und Importfunktionen für einen einfachen Datenaustausch sorgen.
Bildquelle Teaserbild: TU München, Andrea Kaiser