Bundesweit stehen die Innenstädte durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, den wachsenden Online-Handel und ein verändertes Konsumverhalten unter großem Handlungsdruck. Eine besondere Aufgabe besteht daher in der Gestaltung und Umsetzung neuer, vielseitiger und nachhaltiger Nutzungen. Um die Veränderungsprozesse in der Innenstadt besser nachvollziehen zu können, werden verlässliche Daten benötigt, auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen und Maßnahmen initiiert werden können. Zentrale Datenbanken, in der alle innenstadtrelevanten Daten vorliegen, existieren in der Regel nicht, so auch für die Hamburger Innenstadt. Zwar verfügt die Freie und Hansestadt mit der Urban Data Platform über umfangreiche, öffentlich zugängliche Daten. Diese liegen jedoch meist nicht in der benötigten Qualität (Auflösung und Aktualität) vor, weshalb sie nicht für die Darstellung von Veränderungsprozessen ausreichen.
Im Fachportal Innenstadt lassen sich mit Hilfe der Masterportal Software Daten aus der Urban Data Platform (UDP), Daten aus digitalen Beteiligungsverfahren (DIPAS) sowie von Privatanbietern eingekaufte Mobilfunk-Frequenzdaten visualisieren und analysieren. Zusammengeführt in einer zentralen Datenplattform, ergänzt um Werkzeuge für räumliche Analysen sowie einer Anwendung zum Modellieren im 3D Stadtmodell wird das Fachportal von der Innenstadtkoordination im Projekt Verborgene Potenziale genutzt.

Für wen wurde die Anwendung entwickelt?
Das Fachportal Innenstadt wurde im Rahmen des Förderprojektes „Verborgene Potenziale – Für ein lebendiges und resilientes Hamburger Zentrum“ für die Innenstadtkoordination umgesetzt. Ziel des durch das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte“ geförderten Projektes ist es, bis Ende 2025 modellhaft neue Nutzungskonzepte und Betriebsmodelle zur Belebung der Hamburger Innenstadt zu erproben.
Die Webanwendung dient der Innenstadtkoordination dabei als Informationsplattform und Analyseinstrument, sowohl für den fachlichen Austausch mit zentralen Innenstadtakteuren als auch mit Bürgerinnen und Bürgern. Aufgabe dieses Fachportals ist es, der Innenstadtkoordination eine digitale Daten- und Kollaborationsplattform an die Hand zu geben, mit der sich innenstadtrelevante Daten erheben, integrieren und visualisieren lassen. Das Fachportal unterstützt damit maßgeblich bei der Umsetzung der Projektziele der „Verborgene Potenziale“, Flächenpotenziale für neue Innenstadtnutzungen zu identifizieren und Leerstände einer neuen Entwicklungsperspektive zuzuführen.
Beispielhafte Anwendungsbereiche
Das Fachportal Innenstadt lässt sich im Wesentlichen in folgende Bedienungsbereiche unterscheiden:
- DIPAS Beitragsanalyse – Mehrere Funktionen zur Analyse von Bürger:innen-Beiträgen, die in sieben in der Innenstadt durchgeführten digitalen Beteiligungsverfahren (DIPAS) von der Öffentlichkeit abgegeben wurden.
- Ein Dashboard zur Visualisierung und Analyse von Mobilfunk-Frequenzdaten in der Innenstadt. Analysierbar sind Frequenzdaten auf Ebene von Gitterzellen (500m x 500m) innerhalb des Ring 1 und der HafenCity (1km x 1km).
- Ein Werkzeug zum Import digitaler 3D-Objekte in das 3D-Modell der Innenstadt. Mit dem Tool kann auch skizziert werden, Bestandsgebäude können ausgeblendet werden, u. a. m.
- Eine kuratierte Auswahl an Daten aus der Urbanen Datenplattform Hamburgs (UDP). Ausgewählt wurden Geofachdaten diverser Sektoren mit einem Fokus auf Handel, Versorgung, Dienstleistungen sowie kulturellen und sozialen Angeboten.
- Weitere Web-GIS-Funktionen des Masterportals, die auch im Fachportal Innenstadt bereitstehen.
Digitalgestützte Beteiligung in Workshops- DIPAS Beitragsanalyse
Mit der „DIPAS Beitragsanalyse“-Funktion können Beiträge aus DIPAS–Beteiligungsverfahren in das Fachportal importiert und analysiert werden. Im Rahmen des “Verborgene Potenziale”-Projektes sind in bisher sechs thematischen Fachrunden mit zentralen Akteuren der Hamburger Innenstadt mit DIPAS digital- und kartengestützt Potenzial-Orte identifiziert und erfasst worden, die u. a. als ein Baustein in das Zukunftsbild für die Hamburger Innenstadt einfließen. Mit der „DIPAS Beitragsanalyse“ lassen sich Beiträge der Workshopteilnehmer – wie auch Beiträge aus anderen innenstadtbezogenen Beteiligungsverfahren – direkt auf einem Datentisch visualisieren, mit weiteren Fachdaten analysieren und für den fachlichen Austausch im Workshop nutzen. Das Werkzeug ist als Masterportal-Add On im Fachportal Innenstadt integriert und bietet vier Analysefunktionen.
- Darstellung der Beiträge nach Kategorien
- Darstellung der Beiträge nach Anzahl der Bewertungen als Heatmap
- Darstellung der Beiträge nach positiver und negativer Bewertung
- Darstellung der Beiträge nach Anzahl der Kommentare

Blick in die Anwendung: DIPAS-Beitragsanalyse
Mit dem Frequenzdaten Dashboard das Besucheraufkommen messen
Ein zentraler Funktionsbereich des Fachportals Innenstadt ist ein Daten-Dashboard zur Analyse der Besucherfrequenzen in der Hamburger Innenstadt. Mit dem VPI-Dashboard können Aufenthaltsfrequenzdaten aus 35 Gitterzellen in den Stadtteilen Hamburg-Neustadt, Hamburg-Altstadt und HafenCity analysiert werden. Über das Dashboard sind Besucherzahlen, Besuchertypen, Altersgruppen und die Verweildauer für die rot hinterlegten Flächen in den Gitterzellen analysierbar. Auch der Vergleich von Standorten und Zeiträumen ist möglich.

Mit Hilfe des Dashboards lassen sich beispielsweise Besucherzahlen für die Einkaufsbereiche Mönckebergstraße/Spitalerstraße und Jungfernstieg/Große Bleichen über den Tages-, Wochen- und Monatsverlauf analysieren. So lässt sich leicht nachvollziehen, welche Effekte Veranstaltungen oder besondere Shopping-Events wie verkaufsoffene Sonntage auf das Besucheraufkommen in der Innenstadt haben.

Für die Frequenzdaten werden Telekommunikationsdaten (Signaldaten) genutzt, welche bisher aus dem Netz der Telefónica Deutschland GmbH stammen und durch einen Datendienstleister über eine Datenschnittstelle in das Fachportal eingebunden wurden.
Für das Frühjahr 2025 ist die Weiterentwicklung des Frequenzdaten-Dashboards vorgesehen. Damit verbunden ist die Standardisierung der Datenschnittstelle, sodass sich auch vergleichbare Daten anderer Anbieter, etwa der Telekom, in das Dashboard integrieren lassen. Darüber hinaus ist die Bereitstellung als Masterportal-Add On sowie die Veröffentlichung auf Open Code vorgesehen, was eine Nachnutzung durch andere Kommunen, die ebenfalls die Masterportal-Technologie nutzen, ermöglicht.
Blick in die Anwendung: Das Frequenzdaten-Dashboard
Technischer Hintergrund & Voraussetzungen für die Nachnutzung
Das Fachportal Innenstadt baut bisher auf dem Masterportal in der Version 2.0 auf. Die Masterportal-Add On‘s für das Daten-Dashboard und die DIPAS-Beitragsanalyse wurden im Jahr 2023 im Rahmen des Projektes “Verborgene Potenziale” durch den Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung in Zusammenarbeit mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen entwickelt.
Die Weiterentwicklung des Frequenzdaten-Dashboards im Jahr 2025 erfolgt nun im Rahmen des CUT-Projektes. Mit der Entwicklung ist die Umstellung auf die Masterportal-Version 3.0 vorgesehen, sodass sich das Frequenzdaten-Dashboard auch mit der neuesten Masterportal-Generation nutzen lässt.
Um das Frequenzdaten-Dashboard nutzen zu können, ist ein Webserver erforderlich, auf dem eine Masterportal-Instanz mit den entsprechenden Add On‘s installiert ist. Zusätzlich sind vom potenziellen Nachnutzern Mobilfunkdaten der Telekom oder Telefónica käuflich zu erwerben. Beide Anbieter bieten keine standardisierte API-Schnittstelle an. Die bereitgestellten Daten im Format CSV lassen sich jedoch über einen separaten Geodatendienst in das Daten-Dashboard integrieren.
Die Anbindung an das Frequenzdaten-Dashboard in Hamburg erfolgt künftig über einen OAF-Dienst, einen OGC-konformen Geodatendienst, der durch den Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung bereitgestellt wird.
Die Bereitstellung des neuen Frequenzdaten-Dashboards auf Open Code ist für April 2025 vorgesehen.
Fachportal Innenstadt Hamburg - Handbuch
Das Fachportal Innenstadt wurde im Rahmen des Förderprojektes „Verborgene Potenziale – Für ein lebendiges und resilientes Hamburger Zentrum“ für die Innenstadtkoordination (IK) umgesetzt. Mit ihm lassen sich spezifische, für die Innenstadtentwicklung relevante Fachdaten darstellen und analysieren.