“FairCare Verkehr”: Erstes Realexperiment zu digitalen Tools für Datenerfassung und Storytelling 

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Das City Science Lab (CSL) der HafenCity Universität (HCU) leitet im CUT-Projekt die transformative experimentelle Stadtforschung. In diesem Rahmen wurde unter dem Motto "FairCare Verkehr" ein erstes Realexperiment durchgeführt. Dabei wurden zwei neue digitale Tools getestet und präsentiert: Eines zum digitalen Geschichtenerzählen und eines zur Datenerhebung. Mit Hilfe dieser Tools haben die Forschenden des CSL im Dezember 2021 unbezahlte Sorgearbeit thematisiert und Mobilitätsdaten von rund 20 Betroffenen aus Hamburg erfasst.

Dies ist der Vorläufer des zweiten Realexperiments von “FairCare Verkehr”. Informationen zum zweiten Realexperiment finden Sie hier.

Beide Tools wurden in einer neunwöchigen Entwicklungsphase von der Hamburger Firma Ubilabs in enger Abstimmung mit den Forschenden des CSL programmiert. Außerdem wurde mit dem Landesbetrieb für Geodaten und Vermessung (LGV) geklärt, wie die beiden Tools softwaretechnisch in das Masterportal der Stadt Hamburg integriert werden könnten. Nach Fertigstellung wurde der Urban Data Narrator mit Inhalten befüllt, die zuvor recherchiert und aufgearbeitet wurden, um eine wissenschaftlich fundierte Data-Story über unbezahlte Sorgearbeit zu erzählen. Darin wird das Thema in 22 Schritten auf Grundlage der digitalen Hamburger Datenplattform Geo-Online sowie ausgewählter Datensätze des Masterportals, Texten, Fotos und Infografiken erläutert.

Während der Testphase wurden die neuen Tools in den Räumlichkeiten des CSL auf zwei Touchtables zusammen mit eingeladenen Sorgearbeiter:innen erprobt. Die Testdurchläufe wurden in Einzelsessions durchgeführt und von den Forschenden angeleitet. In den Sessions wurde zunächst mit dem Storytelling-Tool das Thema des Realexperiments – das Mobilitätsverhalten von unbezahlten Sorgearbeiter:innen – in Form der zuvor erarbeiteten Data-Story vermittelt. Im Anschluss wurden mithilfe des Tools zur Datenerhebung, dem Urban Data Collector, Datensätze zum Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden erstellt und unter Achtung des Datenschutzes auf einem lokalen Server gespeichert. Zum Abschluss der Datenerhebung wurden Kurzinterviews geführt. Gefragt wurde, wie sich die Nutzbarkeit verbessern ließe und ob die Tools geeignet seien, um die Interessen der Betroffenen angemessen zu erfassen und zu kommunizieren. Den Code zu den Tools finden Sie hier.

Video zum Realexperiment FairCare Verkehr

Präsentiert wurden die Ergebnisse am 13. Dezember 2021 auf einer öffentlichen Abendveranstaltung unter Achtung von Corona-Auflagen. Dazu wurde im Präsentationsraum des CSL ein hybrides Setting (analog und digital) aufgebaut. Die Tools wurden auf einem Touchtisch gezeigt und neben dem Forschungsteam sprachen mehrere Gäste auf einer kleinen Bühne, unter anderem Christian Pfromm, Chief Digital Officer der Freien und Hansestadt Hamburg sowie Prof. Gesa Ziemer, Leiterin City Science Lab. Zur Video-Übertragung wurde eine Online-Plattform für Videokonferenzen genutzt, wobei sich die circa 45 Zuschauer:innen über die Chat-Funktion mit Fragen und Kommentaren einbringen konnten.

Person am Touchtisch

Video-Mitschnitt der Abschlussveranstaltung des ersten CUT-Realexperimentes “FairCare Verkehr”

Video-Mitschnitt auf Youtube (öffnet in neuem Tab)

Die während des Realexperiments erhobenen Daten werden im Zuge der weiteren Forschung ausgewertet. Sie werden herangezogen, um die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Tools zu verbessern. Außerdem verfolgen die Forschenden das Ziel, die Tools in der Stadtplanung Hamburgs zu etablieren. Als Bestandteile des urbanen Zwillings sollen sie einmal dazu beitragen, dass Betroffene ihre Belange effektiver in Stadtplanungsprozesse einbringen können und Stadtentwickler:innen eine umfangreichere Entscheidungsgrundlage haben, um ihnen gerecht zu werden. 

Das Mobilitätsverhalten unbezahlter Sorgearbeiter:innen ist dabei ein sehr relevantes Thema. Unbezahlte Sorgearbeit umfasst all die Tätigkeiten, mit denen sich Menschen helfen, pflegen und bilden, die aber nicht vergütet werden. Die dadurch geleisteten Arbeitsstunden sowie die erbrachte Wertschöpfung übertreffen jeweils die der gesamten Erwerbsarbeit aller Berufstätigen in Deutschland. Dennoch werden Städte vor allem auf die Bedürfnisse von Erwerbstätigen ausgerichtet. 

Mit Blick auf die entwickelten Tools ist dieses Thema trotz seiner hohen gesellschaftlichen Relevanz allerdings nur eines von vielen weiteren möglichen Anwendungsfällen. Dabei stehen für die Forschenden des City Science Labs vor allem sozio-ökologische Themen im Vordergrund. So wollen sie die üblicherweise stark auf technische Anwendungsfälle fokussierte Entwicklung von Urbanen Digitalen Zwillingen (zum Beispiel Verkehrsführung, Energieeffizienz, Gebäude) ergänzen. Es geht ihnen um die Frage, wie soziale Aspekte des städtischen Zusammenlebens mittels Urbaner Zwillinge besser erfasst und abgebildet werden können, um Städte lebenswerter zu gestalten – denn darum geht es beim CUT: Digitale Zwillinge und Datenplattformen für eine Integrierte Stadtentwicklung nutzbar zu machen. 

Weitere Informationen:

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